Start-Stopp-Automatik - Wie schädlich ist es wirklich?

Viele moderne Fahrzeuge sind mit einer Start-Stopp-Automatik ausgestattet. Steht das Fahrzeug länger als ein paar Sekunden, zum Beispiel an einer Ampel oder Bahnschranke, wird der Motor abgeschaltet. Diese Technik soll dabei helfen, den Verbrauch zu reduzieren. Viele Autofahrer fühlen sich allerdings davon gestört. Nicht zuletzt stellt sich die Frage, ist dies überhaupt gut für den Motor?
Das erwartet Sie in diesem Artikel
(Lesedauer ca. 5 Min.)
- Warum und seit wann gibt es die Start-Stopp-Automatik?
- So funktioniert ein Start-Stopp-System
- Wieviel Kraftstoff spart eine Start-Stopp-Anlage?
- Start-Stopp-Automatik aktivieren und deaktivieren
- Ist eine Start-Stopp-Automatik schädlich?
- Fazit – Sinn und Nutzen des Start-Stopp-Betriebs
Warum und seit wann gibt es die Start-Stopp-Automatik?
Der Sinn einer Start-Stopp-Einrichtung besteht darin, Kraftstoff zu sparen. Bereits in den 70er Jahren wurde ein solches System von Toyota entwickelt, als die Ölkrise die Spritpreise in die Höhe schnellen ließ. In den 80er und 90er Jahren entwickelten auch VW und Audi solche Systeme. Die Resonanz war damals allerdings noch verhalten. Die Käufer fanden das Start-Stopp-System gewöhnungsbedürftig. Seit der Jahrtausendwende haben deutlich anziehende Kraftstoffpreise, ein stärkeres Umweltbewusstsein und strengere Schadstoffauflagen dazu geführt, dass die meisten Hersteller Start-Stopp-Einrichtungen in ihren Autos anbieten. Heutige Systeme arbeiten so schnell und unauffällig, dass sie das reibungslose Fahren kaum noch stören.
So funktioniert ein Start-Stopp-System
Der genaue Ablauf des Start-Stopp-Vorgangs ist je nach Fahrzeughersteller unterschiedlich gelöst. In der Regel wird der Motor jedoch abgestellt, sobald der Wagen steht, der Schalthebel sich im Leerlauf befindet und das Kupplungspedal losgelassen wird. Bei anderen Systemen wird der Motor abgestellt, nachdem das Bremspedal im Stand länger als drei Sekunden betätigt wurde. Die Start-Stopp-Automatik bei Automatikgetriebe schaltet den Motor ab, solange im Stand die Bremse betätigt bleibt. Wird die Kupplung wieder getreten, beziehungsweise bei Automatikfahrzeugen der Fuß vom Bremspedal gelöst, wird der Motor automatisch wieder gestartet.
Wieviel Kraftstoff spart eine Start-Stopp-Anlage?
Das Ausmaß der Spritersparnis bei Verwendung des Start-Stopp-Systems hängt sehr stark von der Motorisierung und dem Fahrprofil ab. Das höchste Einsparpotenzial besteht im Stadtverkehr. Hier können im Idealfall 15 % Kraftstoff gespart werden. Bei Langstreckenfahrten auf der Landstraße oder Autobahn fällt die Auswirkung des Start-Stopp-Betriebs dagegen nicht ins Gewicht. Autos mit hubraumstarken Motoren sparen durch eine Start-Stopp-Einrichtung mehr als Autos mit kleinen Motoren, bei denen der Verbrauch ohnehin bereits gering ist. Im Durchschnitt liegt die Spritersparnis eines Start-Stopp-Systems im mittleren einstelligen Prozentbereich.
Kann eine Start-Stopp-Einrichtung nachgerüstet werden?
Prinzipiell ist auch bei vielen älteren Fahrzeugmodellen ein Einbau einer Start-Stopp-Einrichtung möglich. Ob dies allerdings auch ökonomisch sinnvoll ist, hängt vom Einzelfall ab. Wer sehr viel im Stadtverkehr unterwegs ist, der kann durch Einbau einer Start-Stopp-Automatik langfristig auch sparen.
Die Komponenten schlagen mit etwa 150 Euro zu Buche, die Installation durch eine Werkstatt kostet rund 300 bis 500 Euro. Zudem muss das System auch durch den TÜV abgenommen werden. Es sollte allerdings bedacht werden, dass die Batterien, Anlasser und Kupplungen von älteren Autos nicht dafür ausgelegt sind, ständig neu gestartet zu werden. Daher muss mit einem häufigeren Austausch dieser Teile gerechnet werden. Auf jeden Fall sollte, vor allem wenn die Batterie nicht mehr ganz frisch ist, in eine hochwertige neue Batterie (zum Beispiel AGM-Batterie) investiert werden.

Über das Bedienelement in modernen Fahrzeugen kann die Start-Stopp-Funktion deaktiviert werden.
Start-Stopp-Automatik aktivieren und deaktivieren
Die Start-Stopp-Einrichtung mag eine nützliche Funktion sein, aber nicht immer ist sein Einsatz erwünscht. Vor allem wenn der Fahrer es eilig hat, kann das ständige Abstellen und Neustarten des Motors unpassend sein. Zwar vergehen beim Anlassen des Motors nur wenige Sekunden, aber hier kommt es auf die psychologische Wirkung an. Manche Fahrer fühlen sich durch das System auch unnötig bevormundet oder irritiert und möchten es generell abschalten.
Zum Aktivieren und Deaktivieren der Start-Stopp-Einrichtung haben die meisten Autos einen Schalter, der sich entweder an der Armaturentafel oder im Bereich um den Schalthebel befindet. Allerdings wird diese Einstellung nur bis zum nächsten Starten beibehalten. Wer generell ohne Start-Stopp-Betrieb fahren möchte, der muss sich daher angewöhnen, nach dem Start immer das System zu deaktivieren. Durch die Installation von Zusatzmodulen am Schalter ist es auch möglich, diesen so einzustellen, dass die Start-Stopp-Automatik dauerhaft an- oder ausgeschaltet bleibt, auch unabhängig davon, ob der Wagen neu gestartet wurde. Sogenannte Start-Stopp-Automatik-Memory-Module (SSAM) gibt es im Fachhandel. Sie können von einer Werkstatt problemlos eingebaut werden, versierte Elektriker schaffen es auch selbst.
Dauerhaft ausbauen lässt sich das System allerdings nicht. Wurde der Wagen damit ausgeliefert, muss es beim TÜV auch funktionieren. Theoretisch ist es möglich, das System über eine Umkodierung des Steuergerätes komplett abzuschalten, doch aufgrund der Komplikationen muss davon abgeraten werden.
Ist eine Start-Stopp-Automatik schädlich?
Manche Autobesitzer stellen sich die berechtigte Frage, ob denn dieses System überhaupt gut für den Motor ist. Kann gar die Start-Stopp-Automatik einen Motorschaden begünstigen?
Prinzipiell drohen dem Motor durch ein Start-Stopp-System keine Gefahren. Das System wird nur aktiv, wenn der Motor Betriebstemperatur hat. Zudem wird die Start-Stopp-Automatik bei Kälte auch deaktiviert. Sobald das Motoröl einmal auf Temperatur ist, machen Neustarts der Maschine nicht mehr viel aus. Der zusätzliche Verschleiß, der dadurch entsteht, ist sehr gering.
Anders sieht es jedoch mit zahlreichen Anbauteilen aus. Besonders der Anlasser und die Batterie werden durch die zahlreichen Starts stärker beansprucht. Bei Fahrzeugen mit Start-Stopp-System kommen daher von Vornherein Komponenten mit höherer Belastbarkeit zum Einsatz. Dennoch ist deren Lebensdauer kürzer, wenn ständig im Start-Stopp-Betrieb gefahren wird. Bei Dieselfahrzeugen kann auch der Partikelfilter schneller zugesetzt werden, da bei jedem Start die Feinstaubkonzentration kurz ansteigt.
Das Start-Stopp-System funktioniert nicht mehr?
Auch eine Start-Stopp-Einrichtung kann manchmal versagen. Nur in seltenen Fällen liegt dabei ein elektrischer Defekt im System selbst vor. Häufig liegt es daran, dass irgendeine andere Komponente im Auto nicht einwandfrei funktioniert und das Start-Stopp-System in Mitleidenschaft zieht.
Die folgenden Ursachen können für einen Ausfall der Start-Stopp-Automatik verantwortlich sein:
- Batterie am Ende ihrer Lebensdauer
- Batterie stark entladen
- Lichtmaschine liefert nicht genug Strom
- Sensoren (zum Beispiel Kupplung, Außentemperatur) defekt
- Druck im Bremskraftverstärker zu niedrig
Zudem wirken sich auch die Umgebungsverhältnisse aus. Bei Temperaturen um den Nullpunkt wird die Automatik abgestellt, um den Motor und die Batterie nicht zu belasten. Auch im Hochsommer bleibt der Motor oft an, um einen Hitzestau zu vermeiden. Bei einigen Fahrzeugen verhindert auch eine laufende Klimaanlage das Abschalten des Motors.
Fazit – Sinn und Nutzen des Start-Stopp-Betriebs
Besonders im Stadtverkehr kann die Start-Stopp-Einrichtung merklich Kraftstoff sparen. Sie leistet daher auch einen Beitrag zum Umweltschutz und zur Ressourcenschonung. Nicht immer ist ihr Einsatz jedoch gewünscht. Zudem kann ihr ständiger Betrieb auch die Lebensdauer von Motoranbauteilen wie Lichtmaschine, Batterie und Partikelfilter verringern. Zum Glück kann der Fahrer selbst entscheiden, ob und wann er die Start-Stopp-Einrichtung deaktiviert.
Häufige Fragen
Wann geht Start Stopp nicht?
Ist der Motor noch nicht auf Betriebstemperatur, schaltet die Start-Stopp-Automatik nicht den Motor aus. Genauso ist dies der Fall, wenn die Temperaturen um den Nullpunkt und kälter liegen oder die Klimaanlage eingeschaltet ist.
Wie schädlich ist Start-Stopp-Automatik?
Grundsätzlich müssen Bauteile wie der Anlasser und die Batterie widerstandsfähiger sein, da diese bei Start-Stopp mehr beansprucht werden. Bei Dieselfahrzeugen, kann auch der Partikelfilter schneller zugesetzt werden, da bei jedem Start die Feinstaubkonzentration kurz ansteigt.
Wie funktioniert die Start-Stopp-Automatik?
Sobald das Fahrzeug steht, der Schalthebel im Leerlauf ist und das Kupplungspedal losgelassen wird, schaltet sich der Motor automatisch aus. Bei Automatikgetriebe muss das Bremspedal länger als 3 Sekunden dafür getreten werden. Sobald das Kupplungspedal wieder getreten oder beim Automatik der Fuß das Bremspedal verlässt, startet der Motor wieder automatisch.