Auto fährt durch Schnee und Matsch.

In Deutschland kehrt regelmäßig der Winter ein. Deshalb müssen Sie auch bei Schnee und bei Glatteis Ihr Auto fahren können. Neben der passenden Bereifung und freier Sicht kommt es besonders auf das Verhalten hinterm Steuer an, um sicher durch den Straßenverkehr in der dunklen Jahreszeit zu kommen. Im Folgenden geben wir Ihnen einige Tipps zum Autofahren bei Glätte.

Das erwartet Sie in diesem Artikel

(Lesedauer ca. 6 Min.)

1. Die passende Bereifung schon im Herbst

Spätestens, wenn im Oktober der Termin für den Wechsel auf Winterreifen ansteht, ist für viele Bürger Deutschlands der Sommer endgültig vorbei. Bereits bei Temperaturen unter plus sieben Grad verliert ein Sommerreifen die gewohnte Haftung. Das führt besonders in heiklen Verkehrssituationen zu einem schlechteren Fahrverhalten des Autos in Kurven und beim Bremsen. Nähern sich die Temperaturen dem Gefrierpunkt, stellt sich der Übergang zwischen herbstlichen und winterlichen Straßenverhältnissen oft fließend dar. So können bereits im Herbst Bodenfrost und überfrierende Nässe für Straßenglätte sorgen.

Der härtere Sommergummi greift bei solchen Bedingungen viel schlechter. Der weich beschaffene Winterreifen mit zusätzlichen Lamellen im Profil sorgt für ein sichereres Fahrverhalten bei Nässe, besonders jedoch bei Reifglätte, Eis und Schnee.

In Deutschland gilt die situative Winterreifenpflicht, die bei entsprechenden Straßenverhältnissen geeignete Bereifung voraussetzt. Diese muss seit dem 1. Januar 2018 das sogenannte Schneeflockensymbol auf neu produzierten Reifen tragen. Alleine die herkömmliche „M+S“-Bezeichnung ist im Winter nur noch bis zum Ablauf einer Übergangsfrist im September 2024 zugelassen.

Einen Mittelweg gehen Ganzjahresreifen, die weniger Lamellen haben als die Wintermodelle, aber mehr als Sommerreifen. Zudem bietet auch die Gummimischung einen guten Kompromiss für das Fahren bei sommerlichen sowie winterlichen Temperaturen. Ganzjahresreifen mit dem Schneeflockensymbol sind auch vor dem Gesetz für den Winter geeignet. Sinnvoll ist diese Allwetterbereifung besonders für Wenigfahrer in flacheren Regionen.

Für die Montage der saisonabhängigen Bereifung gilt die Faustregel, von Oktober bis Ostern mit Winterreifen zu fahren. Sollte es an Ostern allerdings noch winterlich sein, greift die situative Winterreifenpflicht, sodass Sie den Wechsel um einige Tage oder Wochen verschieben müssen.

Im Mittel- oder gar Hochgebirge sind neben Winterreifen auch Schneeketten für steilere Straßen optimal. Diese sollten Sie passend für die montierte Radgröße anschaffen und mitführen. Jedoch sind nicht alle Felgen, insbesondere Leichtmetallräder, für Schneeketten zugelassen. Das Aufziehen der Ketten sollten Sie üben, bevor Sie diese im Ernstfall an einer Steigung benötigen.

2. Sicht und Licht

Vereiste und beschlagene Scheiben stellen eine zusätzliche Gefahrenquelle beim Autofahren im Winter dar. Luftfeuchtigkeit im Fahrzeuginneren kann von feuchten Schuhen, hereingetragenem Schnee oder der Atemluft kommen und sich an den kalten Scheiben niederschlagen. Dies behindert während der Fahrt oder auf den ersten Metern nach dem morgendlichen Losfahren schlagartig die Sicht.

Der Feuchtigkeit im Fahrzeug kann mit unterschiedlichen Mitteln begegnet werden. Auch wenn es bei frostigen Temperaturen äußerst unangenehm wird, ist es sinnvoll, feuchte Luft durch die offenen Fenster herauszulassen. Ist das Auto nach einigen Kilometern warmgelaufen, hilft es, durch das Gebläse Heizungsluft auf die Scheiben zu leiten, um die Sicht zu verbessern. Das Warmlaufen im Stand ist verboten und schädlich für Motor und Umwelt. Die Klimaanlage sollte bei weniger als fünf Grad nicht eingeschaltet werden, da sonst Bauteile vereisen und beschädigt werden können.

Zugefrorene Scheiben müssen Sie rund um das Auto komplett vom Eis befreien, da sonst Bußgelder drohen. Vergessen Sie bei einem modernen Auto nicht die Sensoren und Kameras hinter der Windschutzscheibe für die Spurerkennung, Kollisionswarnung oder das Abstandsradar. Sind diese nicht frei, können einige Assistenzsysteme nicht arbeiten und liefern Ihnen irritierende Fehlermeldungen auf das Display.

Längere Dunkelheit und Niederschläge wie Schneefall oder Nebel setzen eine funktionierende Beleuchtung voraus. Daher bieten viele Werkstätten im Oktober den kostenlosen Lichttest an. Einige Fahrzeuge verfügen über einen Lichtassistenten, der bei abnehmendem Tageslicht automatisch die Scheinwerfer einschaltet. Darauf sollten Sie sich bei Sichtbehinderungen durch Niederschläge allerdings nicht verlassen und manuell das Abblendlicht einschalten. Das Tagfahrlicht reicht bei schlechter Sicht oft nicht aus, da hierbei die Heckleuchten dunkel bleiben. Hinterherfahrende könnten Sie in diesem Fall zu spät bemerken.

3. Fahrverhalten

Bei Glätte zu fahren setzt ein vorausschauendes und besonnenes Verhalten am Steuer voraus. Starkes Beschleunigen sowie ruckartiges Lenken und Bremsen können zum Ausbrechen des Fahrzeugs und schlimmstenfalls zum Unfall führen. Assistenzsysteme wie ABS und ESP helfen in gewissen Grenzen, brisante Fahrsituationen zu entschärfen. Trotzdem sind angepasste Geschwindigkeit und ausreichend Abstand sowie vorausschauendes Fahren besonders bei Glätte Voraussetzungen für einen sicheren Straßenverkehr.

4. Anfahren bei Glätte

Das Anfahren gelingt mit wenig Gas und möglichst frühem Hochschalten. Ist es sehr rutschig, fahren Sie gefühlvoll im zweiten Gang an. Generell sollten Sie bei Glätte mit niedriger Drehzahl fahren. Der Motor bietet hierbei weniger Leistung und eine schwächere Motorbremse. Dies hilft Ihnen, beim Umgang mit dem Gaspedal nicht die Kontrolle zu verlieren. Automatikgetriebe verfügen oft über einen Wintermodus, der reduzierte Drehzahlen erlaubt.

Die Antriebsschlupfregelung im Zusammenspiel mit dem ESP kann bis zu einem gewissen Punkt eingreifen und die Leistung bei durchdrehenden Rädern drosseln, um das Fahrzeug weitgehend in der Spur zu halten.

Auto ist bei Schnee ins schleudern geraten.

Bei Schnee und Eis gerät das Fahrzeug leicht ins schleudern.

5. Bremsen mit und ohne Antiblockiersystem

Vorausschauendes Fahren bei Schnee und Glätte verhindert in vielen Fällen, durch zu starke Bremsmanöver die Fahrzeugkontrolle zu verlieren. Sanftes Bremsen führt seltener zu blockierenden Rädern. Ist starkes Verzögern notwendig, sollten Sie die Kupplung treten. Bei Glätte wirkt sonst der Schub des Motors der Bremse entgegen und verlängert zusätzlich den Anhalteweg.

Die meisten Autos verfügen über ein ABS, welches seit 2004 in Neuwagen vorgeschrieben ist. Das Antiblockiersystem wurde schon in den 1980er Jahren in Kraftfahrzeugen eingeführt und reduziert an einzelnen Rädern kurzzeitig die Bremskraft, wenn diese zu blockieren drohen. Sie bemerken, dass das ABS wirkt, wenn das Bremspedal plötzlich einen starken Widerstand aufbringt und zu vibrieren beginnt. Davon sollten Sie sich nicht irritieren lassen und weiterhin voll auf die Bremse drücken. Das ABS sorgt dafür, dass blockierende Räder nicht die Lenkwirkung beeinträchtigen und das Auto beim Bremsen weiterhin steuerbar bleibt. Bei Fahrzeugen ohne ABS müssen Sie selbst bei einer Notbremsung das Bremspedal kurz loslassen und wieder treten, da Sie sonst mit blockierenden Rädern nur geradeaus rutschen und nicht lenken können.

Fängt trotz aller Vorsicht das Auto an zu schleudern, ist folgendes Vorgehen ratsam:

  • auskuppeln
  • vorsichtig gegenlenken
  • keine hektischen Lenkbewegungen

Ist das Ausbrechen oder gar das Drehen des Autos nicht aufzuhalten, hilft hierbei nur noch eine Vollbremsung.


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6. Wetterbericht beachten und Fahrten planen

Gerade auf längeren Fahrten möchten Sie nicht vom Winterwetter überrascht werden. Vor Fahrtantritt lohnt sich ein Blick auf die Vorhersage. Ist Eisregen angesagt, kann auf dem gefrorenen Boden in Sekundenschnelle Blitzeis entstehen, welches während der Fahrt auf der Straße kaum zu erkennen ist. In diesem Fall ist Autofahren bei Glatteis nicht ratsam. Sie sollten anhalten und auf das nächste Streufahrzeug zu warten.

Weitere Tipps für lange Fahrten im Winter

  • Mit möglichst vollem Tank losfahren. Sollten Sie in einem langen Stau stehen oder sich festgefahren haben, ist die Heizung im Auto bei frostigen Temperaturen überlebenswichtig.
  • Suchen Sie sich Routen aus, wo keine starken Steigungen und Gefälle zu erwarten sind.
  • Nutzen Sie Hauptverkehrsstraßen, die im Gegensatz zu Nebenstrecken vorrangig geräumt und gestreut werden.
  • Machen Sie sich mit der Mobilfunkabdeckung auf Ihrer geplanten Strecke vertraut und führen Sie ein gut geladenes Handy mit. Dies kann im Ernstfall Ihre Lebensversicherung sein.
  • Denken Sie an warme Kleidung, ein heißes Getränk in einer Thermoskanne, Decken oder gar einen Schlafsack.
  • Unnötige Fahrten sollten Sie bei extremem Winterwetter vermeiden. Verschieben Sie Termine zu Ihrer eigenen Sicherheit.

Fazit

Elektronische Helfer und Assistenzsysteme können die Gesetze der Fahrphysik nicht aufheben. Sicheres Fahren bei Eis und Schnee liegt deshalb immer in der Verantwortung aller Autofahrer und nicht bei der Technik.

Häufige Fragen

Wie sollte man im Winter Auto fahren?

Sie sollten bei Schnee und Eis ein ruhiges Fahrverhalten an den Tag legen. Das bedeutet, keine ruckartigen Lenkbewegungen, kontrolliertes Beschleunigen und Abbremsen. Sollten Sie dennoch in Schleudern geraten, sollten Sie auskuppeln, bremsen und leicht gegenlenken.

Wie oft sollte man sein Auto im Winter fahren?

Das Auto sollte im Winter nicht weniger gefahren werden als zu anderen Jahreszeiten. Dann bleiben die Komponenten geschmiert und der Motor kann zuverlässig arbeiten.

Sollte man im Winter den Motor warm laufen lassen?

Wenn Sie den Motor im Stand warmlaufenlassen, steigt der Spritverbrauch. Außerdem wird die Umwelt stark belastet und der Verschleiß des Motors wird erhöht. Aus diesem Grund, sollten Sie den Motor nicht warmlaufenlassen.