Ein Auto füllt an einer Tankstelle den CNG-Tank wieder auf.

Die Benzinpreise erreichen schwindelnde Höhen und viele Autofahrer suchen nach preiswerten Alternativen. Elektroautos sind für viele noch zu teuer in der Anschaffung. Deshalb rückt der Gasantrieb in den Vordergrund. Die Kraftstoffe LPG und CNG kosten nämlich zurzeit im Vergleich mit Benzin und Diesel nur die Hälfte. Wir schauen uns den Antrieb genauer an.

Wie funktioniert der Gasantrieb?

Eine Fachwerkstatt kann nahezu jeden herkömmlichen Ottomotor auf Autogas umrüsten. Statt des Gemischs aus Luft und Benzin verbrennt in den Zylindern dann ein Gas-Luft-Gemisch. Meist bleibt der Benzintank im Fahrzeug erhalten. Wenn der Gasvorrat verbraucht ist, schaltet der Motor automatisch den Autoantrieb mit Erdgas auf das traditionelle Verfahren um. Lässt sich in der näheren Umgebung keine Gastankstelle finden, bleibt der Fahrer trotzdem mobil. Das häufig genutzte Gas für LNG Fahrzeuge bieten in Deutschland etwa 7.000 Gastankstellen an. Von den CNG-Stationen gibt es an die 800.

Aber nicht nur eine Umrüstung kommt infrage, die Hersteller produzieren auch ab Werk Fahrzeuge mit Gasantrieb. Erdgas (CNG) gilt nämlich umweltfreundlicher als Benzin. Bei einem Gasfahrzeug reduzieren sich die CO2-Emissionen grundsätzlich um etwa ein Viertel. Die Nox-Anteile im Abgas fallen sogar um 95 Prozent. Außerdem profitiert der Autobesitzer von der höheren Energieausbeute beim Autogas.

Was bedeuten die Abkürzungen?

Verschiedene Gasarten kommen zum Einsatz. Autogas wird auch Flüssiggas genannt oder Auto LPG (Liquified Petroleum Gas). Das Gemisch besteht aus Butan und Propan, die bei der Gewinnung von Erdgas- und Erdöl als Nebenprodukte anfallen. Es wird im flüssigen Zustand unter Druck (bei 10 Bar) im PKW gespeichert.

Erdgas oder CNG (Compressed Natural Gas) wird ebenfalls in Fahrzeugen als Kraftstoff verwendet. Es besteht weitestgehend aus Methan, wird direkt aus dem Boden gefördert und ist ohne nennenswerte Aufbereitungsschritte nutzbar. Das macht CNG durchaus umweltfreundlicher als LPG.

Die Speicherung von CNG erfolgt bei etwa 200 Bar und in gasförmigem Zustand. Die Tanks müssen deshalb größer und stabiler sein als bei einem Auto mit LPG. In Deutschland erhalten Sie CNG als L-Gas oder H-Gas, wobei der Methangehalt des Letzteren höher ausfällt. Methan reduziert den Verbrauch und sorgt für eine größere Reichweite. Ein weiterer Vorteil für den CNG PKW.

Neue Lieferanten in Katar

Wegen des Kriegs in der Ukraine soll das russische Gas durch LNG ersetzt werden. Dieses Erdgas verflüssigen die Anbieter bei Temperaturen von minus 164 Grad Celsius. Dabei schrumpft es auf ein 1:600 seines Volumens. Zum Verbraucher gelangt es in besonderen Tankschiffen. Ob LNG ökologisch vertretbar ist, hängt von der Länge des Transportwegs ab. Kommt das Gas aus dem Emirat Katar, erzeugt es laut Studien keine höheren Treibhausgasemissionen als das Gas, das Russland über eine Pipeline liefert.

Als Kraftstoff ist flüssiges Erdgas nur bei Nutzfahrzeugen sinnvoll. Das geschrumpfte Volumen und die hohe Energiedichte eignen sich besonders bei einem erhöhten Energiebedarf. Außerdem lassen sich große und hoch isolierte Tanks in einem schweren LKW deutlich besser unterbringen als in einem kleinen PKW. Dieser kann deshalb nur einen Erdgasantrieb mit CNG nutzen.

Umgerüsteter Gastank im Kofferaum eines PKW.

© princeoflove | Ein nachgerüsteter CNG-Tank nimmt viel Platz im Kofferaum ein.

Wie hoch sind die Preisunterschiede der Kraftstoffe?

Beim Verbrennen von Diesel und Benzin entstehen mehr Schadstoffe als bei Flüssig- oder Erdgas. Der Staat verlangt deshalb bei Gas einen niedrigeren Steuersatz, was den Preis an der Zapfsäule senkt. Aktuell beträgt der Steueranteil pro Liter 22,09 Cent. Aber auch mit diesem Aufschlag ist Gas weiter erheblich niedriger besteuert und damit preiswerter als Diesel und Benzin. Der Preis an den Zapfsäulen von zum Beispiel OG Clean Fuels (ehemals OrangeGas) beträgt derzeit zum Teil 99 Cent / Kg. Bio CNG.

Aktuell kostet Bio-CNG ungefähr 119,9 ct/kg. Damit Benzin so günstig wäre wie Bio-CNG, dürfe der Liter Benzin maximal ungefähr 80 Cent kosten. Beim Diesen entspricht dies ca. 92 Cent.

Wie teuer ist eine Umrüstung?

Die Um- oder Nachrüstung der LPG-Anlage sollte eine Fachwerkstatt durchführen. Dabei entstehen Kosten in Höhe von 1.500 bis 4.000 Euro. Das ist übrigens ungefähr der Preisunterschied zwischen einem Neuwagen mit Gasbetrieb und einem Benzinfahrzeug. Beim Umbau auf Erdgas wird wegen der Speicherung des CNG als Gas ein resistentes Hochdrucksystem notwendig. Der Tank braucht außerdem im Kofferraum einiges an Platz. Ein LPG-Kraftstoffbehälter verschwindet hingegen unauffällig in der Mulde für das Reserverad.

Allerdings eignen sich nur Benziner für eine Umrüstung. Bei einer Direkteinspritzung gab es für lange Zeit Einschränkungen. Grund hierfür waren die Einspritzdüsen. Diese konnten beim Gasbetrieb überhitzen. Inzwischen sind jedoch auch für derartige Motoren aufwendige Lösungen verfügbar. Diese Systeme kühlen die Düsen – mit Benzin. Möchten Sie sich mit einem Diesel den Umbau sparen und dennoch umweltfreundlicher unterwegs sein, lohnt sich vielleicht HVO als Ersatz zu Diesel.

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Besonders die Ventile sind vom Umbau betroffen

Zur Umrüstung gehört selbstredend ein zusätzlicher Tank für das Gas. Die Werkstatt bereitet im Wesentlichen den Motor auf höhere Verbrennungstemperaturen vor. Besonders betroffen sind die Auslassventile, denn unter Volllast entstehen bei der Gasverbrennung höhere Abgastemperaturen. Der Monteur installiert auch zum Saugrohr eine besondere Zuleitung und, je nach Modell, Systeme für das Motor-Management. Einige Anbieter empfehlen für den zukünftigen Betrieb das Beimischen von Additiven, um den Motor zu schonen. Besonders der Verschleiß von Ventilen und Ventilsitzen soll sich mit den Zusatzstoffen verringern.

Die Werkstatt sollte über die entsprechenden Zertifikate für die Montage verfügen. Für die Gasanlagen gibt es vorgeschriebene Prüfungen, die der Mitarbeiter durchzuführen hat. Die Zulassungsbehörde wird über die Umrüstung informiert und es erfolgt ein entsprechender Eintrag in den Fahrzeugschein. Eine CNG-Nachrüstung unterliegt einer Genehmigung nach ECE-R 115. Anschließend hat auch der TÜV bei der Hauptuntersuchung keine Beanstandungen an dem Umbau.

Illustration von Autogas als umweltfreundlichen Treibstoff.

© thomas-reimer | CNG-Autogas ist eine umweltfreundlichere Alternative zu Benzin.

Welche Vor- und Nachteile bietet Autogas im Alltag?

Die Fahrzeuge mit Gasantrieb sind beim Fahren angenehm leise. In der Armaturentafel befinden sich nun zwei Tankanzeigen. Beim Kombi-Betrieb sind hinter der Tankklappe zwei Einfüllstutzen untergebracht, einer für jeden Kraftstoff. Mit einer Kombination aus beiden Antriebsmöglichkeiten kommt der Fahrer deutlich weiter als mit einem herkömmlichen Benziner. Auch wenn die sich die Reichweite beim Elektroauto erhöhen lässt, hat hier eine Benzin-Gas-Mischung die Nase vorn.

Beim Betrieb mit Gas entstehen, wie oben bereits gesagt, geringere CO2-Emissionen, als beim reinen Benziner oder Diesel. Ein klarer Vorteil angesichts der aktuellen Diskussionen über die zu hohen Umweltbelastungen. Der Gaskraftstoff ist außerdem günstig, deshalb ergibt sich ein hohes Sparpotential.

Nachteilig sind die höheren Anschaffungskosten eines Neufahrzeugs im Vergleich mit einem Benziner. Das dünne Tankstellennetz kann die Beweglichkeit einschränken, und die Wartungskosten fallen leider höher aus als bei anderen Verbrennern üblich. Hier können Sie leichter Ladestationen für Elektroautos finden, als eine passende CNG Tankstelle.

 

✔️ Antrieb ist leise

 

✔️ Gaskraftstoff günstiger

 

✔️ Höhere Reichweite

 

✔️ Geringere CO₂ Emissionen

 

❌ Anschaffungskosten höher

 

❌ Tankmöglichkeiten eingeschränkt

 

❌ Wartungskosten höher

Wie steht es mit der Verbreitung der Gasantriebe?

Bereits seit einigen Jahrzehnten sind Fahrzeughersteller mit Flüssiggas-Fahrzeugen am Markt. Die Zulassung von LPG-Autos sinkt allerdings stetig. Der deutsche Flüssiggas-Verband gibt an, dass im Jahr 2021 mehr als 346.000 Fahrzeuge mit LPG-Antrieb auf den Straßen unterwegs waren. Beim Erdgas stagnieren die Zahlen seit einigen Jahren bei ungefähr 80.000 Fahrzeugen.

Fazit

Das Fahren mit Autogas ist mittlerweile eine zuverlässige Angelegenheit. Wer umweltbewusst unterwegs sein will, findet in dieser Variante der Verbrennung eine überzeugende Alternative zum Benzin- oder Dieselmotor. Besonders wegen der niedrigen Besteuerung entstehen außerdem geringere Kosten, bei den zurzeit hohen Benzinpreisen für viele ein entscheidendes Argument. Durch die hohe Leistungsfähigkeit kann Autogas auch mit den zukünftigen E-Fuels aufnehmen.

Häufige Fragen

Kann man mit Gas Auto fahren?

Es gibt zwei Arten von gasbetriebenen Fahrzeugen: Autos, die mit komprimiertem Erdgas (CNG) fahren, und solche, die mit Flüssiggas (LPG) fahren. Fahrzeuge, die mit komprimiertem Erdgas (CNG) betrieben werden, haben spezielle Tanks, in denen das Erdgas unter hohem Druck gespeichert wird. Der Motor des Fahrzeugs wurde modifiziert, um das Erdgas als Treibstoff zu verwenden. CNG ist eine sauberere Alternative zu Benzin oder Diesel, da es weniger Schadstoffe emittiert.

Ist ein Auto mit Gas sinnvoll?

Die Sinnhaftigkeit eines gasbetriebenen Autos hängt von individuellen Faktoren ab. Wenn Gaspreise niedrig sind und eine gute Tankstellennetzinfrastruktur vorhanden ist, kann es finanziell attraktiv sein. Zudem bieten gasbetriebene Fahrzeuge in der Regel eine geringere Umweltbelastung und können somit eine umweltfreundlichere Alternative zu herkömmlichen Verbrennungsmotoren sein.

Wie lange hält ein Motor bei Erdgas?

Die Lebensdauer eines Motors, der mit Erdgas betrieben wird, hängt von verschiedenen Faktoren ab. Einschließlich der Qualität des Motors, der Wartung und des Fahrverhaltens. In der Regel haben Erdgasmotoren eine ähnliche Lebensdauer wie herkömmliche Benzin- oder Dieselmotoren, die regelmäßig gewartet werden. Bei ordnungsgemäßer Wartung und Pflege können Erdgasmotoren eine Lebensdauer von mehreren Hunderttausend Kilometern erreichen.